Wespen

Man muss davon ausgehen, dass die Börde schon früh relativ stark besiedelt war. Setzt man die bekannten Orte und Wüstungen, von denen es in der Börde Zahlreiche gab, mit den damaligen Einwohnerzahlen ins Verhältnis, kommt man zum Schluss, dass erheblich weniger Einwohner wie jetzt, eine erheblich größere Zahl von Ortschaften, bewohnt haben[1]. Die Ortschaften waren demnach sehr klein. Zum Teil waren es nur Einzelansiedlungen.

Wespen wird 1494 erstmalig als Worspe im Lehnsbuche der Grafschaft Barby unter den wüsten Orten erwähnt[2]. Die Größe wird zu dieser Zeit mit 20 Hufen (entspricht 600 Morgen) angegeben. Der Name unseres Dorfes ist slavisch und bedeutet "Wes Pane", was übersetzt "Herrndorf" bedeutet[3]. Die Vermutung, dass es sich um das in einer Urkunde von 950 genannte "Wessepioi" handelt könnte[4], wird durch die Tatsache gestützt, dass dies in die Zeit der slavischen Ortsgründungen fällt (600- ca. 800 n. Chr.)[5]. Demzufolge ist es älter, als wir imstande sind, seine Geschichte zu verfolgen. Was genau zum Untergang im Mittelalter führte, kann heute nicht mehr mit Bestimmtheit gesagt werden.

Die meisten Wüstungen sind im 14. und 15. Jahrhundert im Ergebnis der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den weltlichen und geistlichen Herrschern entstanden. Kriegszerstörung war jedoch nur in den seltensten Fällen die direkte Ursache. Vielmehr suchten die von Raub und Plünderungen heimgesuchten Bauern der Dörfer immer öfter Schutz in den befestigten Städten oder Herrenhöfen. Zudem dezimierte die Pest die Bevölkerung. Die Ortschaften verwaisten und zerfielen.

Erhalten geblieben ist die Beschreibung des Untergangs von Döben, das sich heute wiederaufgebaut, ca. 3 km westlich von Wespen befindet. In der Ortschronik ist zu lesen[6]:

„Kaum aber hatten die Grafen die Döbenschen Güter wieder an sich gebracht, so wurden dieselben durch den Krieg verwüstet. Im Jahre 1626 plünderten Kriegsvölker das Vorwerk und den Sattelhof, schlugen die Öfen entzwei, zerbrachen das Hausgerät und nahmen 4 Kühe mit hinweg. In einem Schreiben der Barbyer Räte an den Administrator Herzog August heißt es: „Anno 1625 waren um und vor Magdeburg grosse Kriegsunruhen, dadurch die Herren Grafen und ihr Land und Leut dergestalt verderbet wurden, dass sie selbst ihren unentbehrlichen Unterhalt daraus länger nicht mehr haben konnten und deswegen Anno 1635 sich auswärts bei ihren Anverwandten in der Grafschaft Schwartzburg bis ins 4. Jahr aufzuhalten geursachet worden. – Das Dorf Felgeleben und Döben ist desoliret und eingeäschert worden.“ Diese Einäscherung geschah 1635 durch kursächsische Truppen. Dabei blieb von den Gebäuden des Vorwerks nichts als die Kirche, soweit sie von Stein war, zwei gewölbte Keller, eine steinerne Küche vom Wohnhause und einige Wellerwände (Anm.: Fachwerkwand) von den Hofgebäuden nebst 2 ausgemauerten Brunnen. Der Sattelhof dagegen ist vollständig in einen Steinhaufen verwandelt worden.“

 

Aus dem Lehnsbuch der Grafschaft Barby

1494

1496

1553. 29. April.

1561

1670. 17. März.

1723. 3. April.


Quellen

[1] Hertel, G. (1899). Wüstungen im Nordthüringau. Halle: Otto Hendel. S. XIX

[2] Hertel, G. (1899). Wüstungen im Nordthüringau. Halle: Otto Hendel. S. 488

[3] Anton Friedrich Büsching, C. D. (1791). Erdbeschreibung: Achter Theil, der den obersächsischen Kreis enthält. Hamburg: Carl Ernst Bohn. S. 904

[4] Wespener Chronik, 1990, S. 2

[5] Blume, E. (1908). Beiträge zur Siedlungskunde der Magdeburger Börde. Halle: C. A. Kaemmerer & Co. S. 54

[6] Hertel, G. (1899). Wüstungen im Nordthüringau. Halle: Otto Hendel. S. 493