Wespen

Friederich Konrad Gadebusch: Livländische Bibliothek: Nach alphabetischer Ordnung, Band 2
Druck: Johann Friedrich Hartknoch, 1777, Riga

Seite 94 ff.: „Georg Holyk wurde in Böhmen von lutherischen Aeltern geboren und im zwölften Jahre seines Alters von den Jesuiten zur römischkatholischen Religion gezwungen. Er studierte hierauf bey ihnen und war nachmal Prediger im Dominikanerorden. Weil er aber fleißig, jedoch heimlich, lutherische Bücher las und eine richtigere Erkenntnis der göttlichen Wahrheiten erhielt, verließ er ohngefähr 1665 die römische Kirche, hielt sich neun Jahre zu Wittenberg auf und wurde Pastor der vertriebenen böhmischen Gemeine. Diese schickte ihn nach Schweden, um dort eine Beysteuer zu erlangen. Nach einem anderthalbjährigen Aufenthalte, kam er endlich nach Riga, wo er 1677 polnischer Schulmeister wurde, in welchem Amte er, nach des Hrn. Oberpastoren von Effen Bericht, im Anfange des gegenwärtigen achtzehnten Jahrhunderts starb. Von ihm sind folgende Schriften vorhanden:

1) Querelae et lachrymae bohemicae, id eft, breuis et vera commemoratio miserrimae conditions, in qua vere Euangelici Christiani constituti sund in Bohemia.

Dieses Büchlein, das der Urheber in deutscher Sprache geschrieben hat, ist zu Upsal in schwedischer gedruckt, 1672. in 8.

2) Der vereinigte liv= und ausländische Gartenbau. 1684. Druckts Joh. Georg Wilcken königlicher Buchdrucker in Riga, etwa vier Bogen in klein 12. Die Zuschrift ist an den rigischen Rath gerichtet. Diese kleine Schrift ist so beliebt geworden, daß man sie schon neunmal ziemlich vermehrt zu Frankfurt und Leipzig wiederaufgelegt hat. (Scheffer. Suec. litt. p. 313. Arndt, in der Vorrede zu Fischers Landwirtschaftsbuche.).

Christian Adolph Pescheck (theol. Dr. und Archidiakonus zu Zittau): „Die böhmischen Exulanten in Sachsen“. Leipzig bei Hirzel, 1857.
Neues lausitzisches Magazin: Zeitschrift der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, Band 35, Oettel, 1859

Seite 361: „In Barby war um 1670 eine Exulantengemeinde gebildet unter dem Schutze des Herzogs August, durch die Bemühungen des Georg Holyk, des Schriftstellers, laut der Dedication seines Büchleins: „blutige Thränen des Böhmerlandes.“ Wittenb. 1633.“

Carl Friedrich Förster: Die Impfungen – der Triumph der künstlichen Pflanzen-Vermehrung
Populärwissenschaftliche Zusammenstellung sämmtlicher sogenannter Veredelungsweisen.
1861. Leipzig, Dresden und Wien. Englische Kunstanstalt von A. H. Payne.

Seite 102: „Das Copuliren. Diese ganz vorzügliche und an mehr oder minder einfachen Modifikationen so reiche Impfmethode soll Georg Holyk, ein vertriebener protestantischer Theolog und muthmaßlich aus Holland gebürtig, im Jahre 1678 zu Königsberg in Preußen erfunden haben, wenigstens machte er dieselbe in seinem „Dreyfachen Gartenbüchlein“ (1698, eine spätere Auflage ist von 1709) zuerst bekannter, denn seiner eigenen Angabe zufolge fand er in einem kleinen Buche, welches über den Gartenbau handelte, in den Worten: „Man kann auch kleine Stämmchen auf dem Querschnitte zusammenfügen“ – den ersten Fingerzeig zu dieser Erfindung, die er prüfte und weiter ausführte.
Indeß hat schon im Jahre 1592 Marco Buffato (Giardino di Agricoltura, Cap. 45 u. 46) das Trianguliren und Copuliren des Weinstocks nicht nur beschrieben, sondern sogar in Kupferstichen vorgestellt. Das erste nennt er innestar á zanea, das Stelzenpfropfen, und das zweite á temperatura di penna, das Pfropfen mit dem Schreibfederschnitt. Ebenso erfahren wir aus Petrus Crescentius de Creascentiis Libri II. de agricultura etc. (Argent., Fol. 1580, et Basil., 4to. 1538) eine ziemlich deutliche Anweisung zu unserm heutigen Copulieren.
Georg Holyk war demnach nicht der eigentliche Erfinder der Copulationsmethode, wohl aber der Entdecker dieser fast verschollenen Erfindung, so wie der erste Verbreiter und resp. auch der Verbesserer dieser vortrefflichen Impfmethode; er führte dabei auch zuerst das gewächs’te Copulirband ein. Im gebührt daher mit vollem Recht unser nächster Dank, und er verdient, nach Sickler’s Ausdruck, in jedem Garten eine Ehrensäule!“

Christian Adolph Pescheck: Geschichte der Gegenreformation in Böhmen.
2. Band. Dresden und Leipzig, in der Arnoldischen Buchhandlung. 1844.

Seite 59 ff.: „Ein Mann, der das mönchische Unwesen aus Anschauung vollständig kannte, war der schon mehrmals genannte Georg Holyk. Von ihm lernt man am besten, wen die zuvor evangelischen Gemeinden nun zum Ersatz der gewaltsam vertriebnen Lehrer des reinem Evangeliums in jenen Gegenreformationstagen bekamen. Es muß hier manches davon mitgetheilt werden, damit die Leser im Stande sein mögen, sich in jene Zeit lebhafter zu versetzen. S. 141 ff. sagt er: „Man hat, anstatt der frommen Männer, gottlose, bübische, ärgerliche, hurische, ehebrecherische, schlemmerische, versoffne, sodomitische, ungelehrte und unerfahrene Priester gesandt und zu Seelenhirten eingesetzt.“ Er schäme sich, fährt Holyk fort, daß er mehr von ihrem Leben erzählen solle, aber die Verläumder Luthers verdienen ein schonendes Schweigen nicht. Er sagt nun nur, was er selbst erlebt hat, und erzählt nun viele Vergehungen der neuen katholischen Pfarrer mit ihren „Speiserinnen“, in sehr starken Beispielen, von den Orten Michowitz, Nemeklau, Zerkwitz, Klobik, die wir nicht erst in diesem Buch eintragen wollen. Dann fährt er fort: „die Trunkenheit blühte unter den meisten und ist nicht ein Tag vorbeigegangen, an welchem nicht etliche von ihnen, die ich gekannt, trunken gewesen. Drauf kommt er auf Greuel im Mönchsleben und berichtet, mit Angabe der Namen ungemein viel von Klosterunzucht, besonders von Prioren, namentlich aus dem Dominicanerorden, den er am besten kannt, sagt aber auch, daß es in minder strengen Orden viel ärger noch zugehe, bei Beichten, Wallfahrten u. dgl. Wir wollen hier keinen Gebrauch von solchen, auch aus anderen Schriften zur Genüge bekannten Nachrichten machen, und überhaupt jene so anstößigen Vergehungen minder den Uebertretern, als die Schuld und Verantwortung den grausamen Stiftern des Zölibats zuschreiben.“
Seite 322: „Böhmen verlor auch die Gelehrten: … Georg Holyk, der nach Upsala ging, Verfasser der „blutigen Thränen des Böhmerlands“, welches Buch auch schwedisch und lateinisch herauskam.“

M. Christian Adolph Pescheck (Diaconus in Zittau): Kirchengeschichtliche Miscellen.
Zeitschrift für die historische Theologie, Band 9, J.A. Barth, 1839

Seite 173 ff.: „Dieses Mal gedenke ich zunächst einige Meisterstücke aus dem Gebiete der Inhumanität und Intoleranz mitzuteilen, die in dem in der Mitte des 17. Jahrhunderts so unglücklichen Böhmen gemacht worden sind. … Der Berichterstatter ist ein Augenzeuge, der uns einen Blick auf die Verübung jener Greuel möglich macht. Er erzählt dieselben in einer wenig bekannt gewordenen und nun seltenen Schrift, unter dem Titel: Päpstliche Geißel, welche 1673 zu Wittenberg gedruckt und dem Rathe zu Zittau dedicirt ist, in dessen Bibliothek man sie aufbewahrt hat. Der Verfasser heißt Georg Holyk, der die Schrift erst Lateinisch, dann aber auch Deutsch herausgegeben hat. Derselbe war in den ersten Jahren der Böhmischen Gegenreformation noch ein Knabe, wurde, obwohl Evangelischer Eltern Kind, nach diesem Ereignisse Katholisch bei den Jesuiten erzogen, war als ihr Zögling Augenzeuge von so manchen barbarischen Scenen, wählte sich dann den Dominicanerorden, ging aber später zur Confession seiner Väter zurück und hielt sich 1673 zu Wittenberg auf, wo die Theologen Calov, Meißner und Carpzov seiner sich annahmen.[…]
1.) Barbarische Strafe an dem der Hinneigung zum Protestantismus verdächtigen Dominicaner Peter Dietel zu Prag um das Jahr 1655 vollzogen. Holyk erzählt von diesem barbarischen Verfahren Folgendes:
„Als ich allbereit schon in der Dominicaner Orden in der Altstadt Prag lebte und allda im St. Aegidienconvent Theologie studierte, trug sich zu, daß ein gelehrter Mann und Priester aus diesem Predigerorden, welcher schon zum Prior in dem Convent Budweis erwählt war, davon gieng. Dieser reiste gegen Sachsen zu, und war allbereit in der Stadt Biela, zwei Meilen von Leitmeritz. Da hielt er sich ein wenig auf, wurde aber, durch Verrätherei, von den Boten, die nachgeschickt waren, daselbst gefunden, erkennet, in die Haft genommen und nach Leitmeritz gefänglich eingebracht.
Von dannen aber wurde er nach Prag geführt und in das Gefängnis des genannten Aegidienconvents, als ein Verlaufener von der römisch-katholischen Kirche und seines Ordens, geworfen; welches man ihm leichtlich erweisen konnte daher, weil er seine Reise nach lutherischer Seite zu genommen hatte. Dieser nun mußte ganz erschreckliche und henkerische Buße ausstehen; denn alle Mittwochen und Freitage wurde er aus dem Gefängnis genommen und zu dem Eßsaal geführt, da alle Priester und Mönche aßen. Da mußte er sich auf halben Leib ausziehen, darnach sich mitten in des Saales Thüre legen, daß wir alle mußten auf ihn treten, wenn wir eingiengen. Hernach mußte er hineingehen und sich ausgestreckt auf das Eßtisch legen und so lange liegen bleiben, bis der Prior des Convents ihm ein Zeichen gebe. Alsdann mußte er auf seinen Knieen stehen, so lange sie Mahlzeit hielten. In den Händen mußte er ein Stück von dem schwarzen und gröbsten Brot und ein wenig Wasser haben. Darnach, wenn die Mahlzeit geendet ward, wurde er vor die Patres ins Capitelhaus geführt, allda der Prior, mit Namen M. Seraphinus Cappario, ein Italiäner, eine schreckliche Oration über ihn hielt, ihm vorhaltend, wie er die Engel Gottes betrübt habe, und dagegen, wie viel Teufel bei ihm stünden und ihn anitzo holen wollten. Siehe nur siehe, sagte er, wie sich der Teufel über dich freuen und wollen deine Seele holen; ohne andere grausame Worte, darüber auch den Umstehenden die Haare auf dem Kopfe zu Berge stunden; ferner, wie er habe andre unterweiset und könne sich selbst nicht helfen. Darnach ließ bemeldter Prior drei große Ruten holen. Wann er dem armen Priester etliche Streiche gegeben, hat er solche Ruthen einem andern gegeben, und so fortan, bis sie ihn alle gepeitscht haben, also daß sein Leib ganz mit Blut besudelt gewesen. Darnach mußte er auf der Erde zu eines jedweden Füßen kriechen und dieselben küssen. Zuletzt mußte er sich wieder, wie zuvor, unter die Thüre legen, daß alle, die herausgiengen, auch mußten wieder auf ihn treten. Solche schreckliche Strafe mußte der arme Mann alle Mitwochen und Freitage, und also das ganze Jahr durch, ausstehn und leiden.“