Wespen

Seit 2010 leidet unsere Region unter extrem hohen Grundwasserständen. Zum Jahreswechsel 2010/2011 hatten über 90% der Häuser in Wespen Wasser im Keller. Noch heute sind ca. 1/3 unserer Haushalte betroffen.

Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) unterhält Grundwassermeßstellen im Land, die diese Entwicklung unterstreichen. Die Jahrganglinien der Meßstelle in Zeitz (siehe rechter Rand) dokumentieren den kontinuierlichen Anstieg des Grundwassers in unserer Region.

Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt in Magdeburg hat zu diesem Thema eine Internetseite eingerichtet und informiert wie folgt über die Ursachen:

"Die Ursachen für die auftretenden Probleme sind vielschichtig und müssen immer mit Blick auf die konkrete Situation vor Ort bewertet werden. Zu den Ursachen zählen vor allem die hohen Niederschläge der vergangenen Monate und Jahre und die damit im Zusammenhang stehenden hohen Wasserführungen der Fließgewässer. Seit 2007 waren bisher insgesamt vier aufeinanderfolgende Kalenderjahre deutlich niederschlagsreicher als im langjährigen Mittel. Dazu kommen nun noch eine Reihe weiterer regionalspezifisch wirkender Ursachen. So hat sich in den letzten Jahrzehnten die Inanspruchnahme des vorhandenen Wasserdargebots durch Haushalte, Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie stark verringert. Auch bei Baumaßnahmen wurden die Grundwasserverhältnisse nicht immer ausreichend beachtet."

Im Landtagsbericht "über die eingeleiteten Maßnahmen im Umgang mit hohen Grundwasserständen und Vernässungen in Sachsen-Anhalt" von Dezember 2011 zählt der Landkreis Schönebeck (und hier besonders den Elb-Saale-Winkel) zu den besonders betroffenen Regionen in Sachsen-Anahlt. Zu den Ursachen zählen u.a.:

  • Vorflut- und Entwässerungsprobleme
  • geringere Wasserentnahme (in Sachsen-Anahlt seit 1989/90 um ca. 30%), im Bereich Schönebeck und im Elbe- Saale- Winkel besonders stark (hier wurden vier Wasserwerke mit zahlreichen Förderbrunnen stillgelegt)
  • Infrastruktur- und Baumaßnahmen
  • Landnutzung

Der Bericht geht auch auf die engen Wechselbeziehungen zwischen dem Oberflächenwasser in den Flussniederungen (Elbe und Saale) und dem Grundwasser ein. Hier heißt es: "Bei Hochwassersituationen kommt es zu einer Infiltration von Oberflächenwasser in das Grundwasser und zu einem Auffüllen der Grundwasserleiter. Grundwasserstände folgen hier mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung und mit einem ähnlichen Verlauf der Abflussganglinie von Flüssen." Siehe dazu das Diagramm rechts über die Grundwasserstandsganglinie der Messstelle Calbe und Abflussganglinie der Saale am Pegel Calbe.

Aufgrund der besonderen Betroffenheit unserer Region wurde das Pilotprojekt "AG Grundwasser der Stadt Schönebeck" ins Leben gerufen. Laut Landtagsbericht, verfolgt die Arbeitsgruppe "das Ziel nutzungsverträgliche Grundwasserstände zu erreichen. Dazu sollen geeignete Maßnahmen und organisatorische Regelungen entwickelt und umgesetzt werden."

Auch der Nachbarort Gnadau ist stark betroffen. Dort hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, bei der  inzwischen auch Wespener Bürger mitmachen. Die Kernforderung ist ein siedlungsverträglicher Grundwasserstand von max. 2,5 Meter unter der Geländeoberkante. Eine Maßnahme der Bürgerinitiative waren die sog. "Kalenderblätter". Diese verschickte die Bürgerinitiative Gnadau über den gesamten Monat Januar hinweg an Verantwortungsträger unterschiedlichster Ebenen, um Tag für Tag auf einen bestimmten Aspekt der Grundwasserproblematik hinzuweisen.

Interessenten und Mitstreiter sind immer willkommen und können sich hier melden.

Quellen:

(1): Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, 2012

(2): Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, 2012

(3): Landtagsbericht über die eingeleiteten Maßnahmen im Umgang mit hohen Grundwasserständen und Vernässungen in Sachsen-Anhalt", Dezember 2011

Jahrganglinie 1998 - 2011 (1)
Jahrganglinie 2010 - 2012 (2)
Grundwasserstandsganglinie der Messstelle Calbe und Abflussganglinie der Saale am Pegel Calbe (3)